Andrej Pirrwitz
"tempophile etüden"
Eröffnung: Freitag, 5. November 2010, 18.00 Uhr
Ausstellungsende: 20. November 2010
Öffnungszeiten: jeweils Do - Sa von 17 - 20 Uhr
Finissage: Samstag, 20. November 2010, 17.00 - 20.00 Uhr
im "Showroom" der Galerie Ulrike Hrobsky
1160 Wien, Grundsteingasse 40
Tempophil sind wahrscheinlich nicht eigentlich die Etüden, sondern die Person die sie betreibt. Das Begriff der Tempophilie steht in Analogie mit der von Bachelard verstandenen Topophilie.
"Manchmal glaubt man sich in der Zeit auszukennen, wenn man doch nur eine Folge von räumlichen Fixierungen des feststehenden Seins kennt, eines Seins, das nicht verfließen will, das sogar in der Vergangenheit, auf der Suche nach der verlorenen Zeit, den Flug der Zeit "aufheben" will. In seinen tausend Honigwaben speichert der Raum verdichtete Zeit. Dazu ist der Raum da."
Gaston Bachelard "Poetik des Raumes ", Frankfurt am Main: Fischer, 1987, S. 25
Wie bei der Malerei lässt Fotografie einen zweidimensionalen Raum entstehen, der ein Fenster in die Welt des Künstlers bildet. Im Unterschied zur Malerei ist die Fotografie ein physisches und physikalisches Wechselspiel mit der Zeit. Man wird Regisseur in der Raum-Zeit. Wesentlich sind nicht Thema, Ort oder Zeitpunkt der Aufnahme, sondern der Zeitverlauf als solcher während der Aufnahme und dessen letztlich ausgedrücktes zweidimensionales Gebilde: in Originalgröße, -Ausführung, bei bildgerechter Beleuchtung, und wenn möglich im geeigneten Raum an der richtigen Wand.
Mein Bedürfnis den "zweidimensionalen Bildraum" und dessen farbliche Struktur nicht einzig durch die Wahl des Bildausschnittes zu gestalten, führt mich dazu, Gegenstände oder Bereiche des realen Raumes zu färben, Gegenstände zu entfernen oder zu permutieren, und später dann auch während des Fotos zu bewegen. Später werden nicht nur Gegenstände sondern auch Personen bewegt. Durch ihr Dasein im Raum und ihre Bewegung mit der Zeit bilden sie eigentlich erst den Raum, hinterlassen in ihm farbige Spuren, die sich dann im "Raum-Zeit-Kondensat", meinem Foto, niederschlagen.
Die Motivwahl ist für mich die konsequente Suche nach dem Gefühl der Unwirklichkeit.
(Andrej Pirrwitz, 2010)