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Jörg Bach|Relative Nähe
Vernissage: Mittwoch, 19. September 2018, 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 20. September - 27. Oktober 2018
Jörg Bach:
geboren 1964 in Wolgast
Damit gelingt ihm das zweidimensionale, starre Ausgangsmaterial (Stahl) scheinbar in bewegliche Materie zu verwandeln, welches keinen festen Bezugspunkt, kein vorne, hinten, seitlich, oben oder unten kennt. Die Lebendigkeit seiner Arbeiten wird bei den Skulpturen, welche er mit Farblack anstreicht noch weiter gesteigert. Wenn dann die Kanten abgerieben werden, kommt letztlich die eigentliche "Form" der dreidimensionalen Linien zum Vorschein, welche sich scheinbar schwerelos im Raum bewegen. Dies führt auch dazu, dass neuere Arbeiten überhaupt nur noch auf diesen (Stahldraht-)Linien basieren, Blech und Farbe gänzlich verschwunden ist. [ Zitat: aus Video mit Dr. R. Zerbst / H. Simschek ; Mai 2016 ]
Sein Formgefühl ist durch den Widerspruch von positiv – negativ, Masse – Leerraum und damit die Auseinandersetzung mit Fläche und Raum, Licht und Schatten, der Verschränkungen von Innen und Aussen , als Merkmale seiner Objekte, bestimmt. Ob monumentale Skulptur oder auch kleines Wandobjekt, naturbelassen, farbig lackiert oder auf Hochglanz poliert, immer steht die Zufälligkeit des Entwurfs der Genauigkeit der Konstruktion gegenüber. Bemerkenswert daran, die Verbindung körperlich erfahrbarer Gegensätze bei gleichzeitiger Klarheit der Formensprache, Schlichtheit, Ausgewogenheit und zugleich sein sensibles Gespür für die innewohnenden, wirkenden Kräfte.
Wenn sich nun in seinen neuesten Arbeiten „Neuland“ die Suche nach einer anderen Welt, vielleicht die anstehende Transformation zum gereiften Manne ausdrückend zeigt, so lassen sich „Höhlenblöcke“ auf seine Eindrücke in einem großen südfranzösischen Steinbruch zurückführen, um wiederum in seiner Serie „Perlentürme“ den Aspekt des Recycling, was vielleicht am Einfachsten mit “Wiederverwertung“ oder “Neuaufbereitung“ übersetzt werden kann, und Übriggebliebenes, Reststücke seiner Stahlplastiken u.ä. einer neuen Bestimmung zuführt, begriffen werden.
Ganz spannend abschließend noch zu Jörg Bachs Frottagen: Die Motive sind von bestehenden Objekten derart abgenommen, dass er ein Tuch, einen Stoff über seine Plastik legt und Linienstrukturen durchreibt, die er dann (das Tuch liegt ausgebreitet am Boden der Werkstatt) mit z.B. einem Stift oder einem Pinsel herausarbeitet.
Auf diesem Weg führt er die Formen des plastischen Objekts wieder zurück in die Fläche. Der Staub und Rost, Überbleibsel, die von der Metallverarbeitung in der Werkstatt anfallen (Schweißen, Flexen, Schleifen) werden von Jörg Bach gleichsam als Pigmente für die Frottage genutzt; in diesem Fall gebunden mit Tapetenkleister und einem eigens angefertigten breiten Pinsel.