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Robert Mittringer
"Materialspuren"
Eröffnung: Donnerstag, 10. März 2005
Ausstellung: 11. März - 18. April 2005
Robert Mittringer ist sowohl als Maler und Zeichner, wie auch als Plastiker (Objektgestalter) tätig. In allen Bereichen arbeitet er mit sogenannt 'armen' Stoffen wie Karton, sei es Verpackungskarton oder Pappschachteln, und Papier. Die charakteristischen Pigmente, welche in seinem Werk dominieren, das starke Orange, Schwarz, Weiss und Beige, gewinnt er aus Sand, Graphit, Asche und Ziegelmehl.
Karton, dessen Erscheinung durch kleine bis größere Eingriffe verändert wird, bildet meist den Ausgangspunkt für seine Objekte. Bleibt die ursprüngliche Form nicht bestehen, so wird der Karton gequetscht, verdreht, zerrissen, geknickt, verschieden beleuchtet, schattiert und bemalt. Zusätzlich bringt der Künstler Sinnestäuschung und Verwirrung, was das Material anbelangt, mit ins Spiel, indem er Karton zeitweilig in Aluminium, Eisen oder Stahl gießen lässt oder der Oberfläche von Karton den Glanz von Metall verleiht. Somit wird das Unterscheidungsvermögen des Betrachters in Frage gestellt. Wir sind gezwungen, die Objekte zu berühren, denn auf unsere Augen alleine können wir uns nicht verlassen. Mit der Sinnestäuschung zwingt er uns zu einer neuen, intensiveren Auseinandersetzung mit Materialität.
Bildträger für seine Zeichnungen sind sowohl altes, vergilbtes Papier als auch Fragmente von Verpackungskarton. Die Form des Bildträgers, die kaum je regelmäßig rechteckig ist, beeinflusst die Bildkomposition.
Bildsprache und künstlerisches Anliegen
Eine schwere, gefüllte Schachtel wird auf eine leere gestellt. Die untere bricht unter dem Gewicht zusammen. Die Werke von Robert Mittringer zeichnen sich durch eine schlichte, ja minimalistische Ästhetik aus. Das Material und seine Charakteristika ergeben einen wichtigen Teil der Bildsprache. Der Künstler erläutert, dass "erst aus dem umfassenden Bewusstsein um Bedeutung, Funktion und Möglichkeit dieser Stoffe" sich die weitere Gestaltung ergibt.
In seinen Zeichnungen findet der Stift scheinbar willkürlich einen 'unsichtbaren' Punkt oder Fleck irgendwo auf dem Blatt, umreißt und umkreist ihn, erforscht ihn in zaghaft-kantig verlaufenden Linien. Die Signatur des Künstlers gesellt sich als unleserliches Gestaltungsmittel ins Bild. Hell und Dunkel werden einander gegenübergestellt, hier schwarze Flächen und Linien, dort ein kecker oranger Fleck.
Robert Mittringer schafft aus 'Second Hand'-Materialien Originale. Er empfindet "die Notwendigkeit, zurückzugeben, den Kreislauf aller Dinge nicht zu unterbrechen." Alles ist wieder verwendbar; und somit tritt er gegen die Wegwerf-Mentalität unserer Gesellschaft an. Der Künstler setzt sein Anliegen um, indem er ein Stück Wirklichkeit in seine Werke integriert, die Wirklichkeit direkt verwendet und nicht lediglich abbildet, ähnlich wie 'Les Nouveaux Réalistes'. Mittringer spricht von 'weiterführender Transformation'. In seinem Werk sucht er eine Spannung zwischen, wie er sagt, "rationellem Vorgehen und intuitivem Eingriff". Die Fremdeinwirkung oder der 'bewusste Akt', wie ihn Thomas Filliz in einem Katalog nennt, ist die gestaltende Kraft. Der Kontext macht diese zur künstlerischen Kraft, die aber etwas bewirkt, was sie nur bedingt mitbestimmen kann. Ein gewisses Element an Zufall scheint in allen Werken Mittringers präsent zu sein. Das Endprodukt, das Kunstwerk, ist so in einem gewissen Masse auch Zufallsprodukt.
Im 4. Raum der Galerie: Karton als Werkstoff – drei Künstler im Vergleich
Liz Gehrer / Robert Mittringer / Walter Weer
Papier ist ein wunderbares Medium für dreidimensionale Arbeiten, nicht nur für Schüler und Bastelgruppen, wie man gemeinhin annimmt, sondern auch für viele Künstler. Allerdings hat es im Kunstgeschehen, das unbewusst noch immer auf Ewigkeit angelegt ist, nicht den Stellenwert den es verdienen würde. Dieses Missverhältnis bewusst zu machen und auszugleichen ist unser Anliegen, hat doch eine Galerie in unserem Verständnis auch die Aufgabe zu informieren und didaktische Arbeit zu leisten.
Papier (Pappe, Karton) gehört zu den so genannten "armen Materialien". Während Papier als Untergrund für die Zeichnung seit Jahrhunderten gebräuchlich ist taucht es als eigenständiger Werkstoff erstmals in den Collagen eines Braque oder Picasso auf. Die Dadaisten liebten Papier als Experimentierfeld genauso wie später – in den fünfziger Jahren - die Gruppe ZERO. Mitglieder dieser Gruppe kreierten zum ersten Mal reinweiße Papierreliefs.
Für freistehende plastische Arbeiten wurde das leichte, fragile, verletzliche Material vor etwa 25 Jahren entdeckt, als sich auch die Ökologiebewegung formierte. Das ist kein Zufall, denn Wellpappe, also Industriepapier, möglichst in gebrauchtem Zustand, steht sowohl für Naturbewusstsein, Umweltschutz, Recycling, als auch für die Hinwendung zu Ethnologie und Archäologie. Letztlich repräsentiert die Verwendung von „armen“ Materialien eine demokratische, politisch korrekte Haltung unter dem Motto: "Es gibt keine edlen und weniger edlen Substanzen, alles ist gleichwertig!"
Wir haben für unser Projekt drei anerkannte Künstler ausgewählt, ungefähr derselben Generation angehörend, die sich diesem Werkstoff verschrieben haben und wir wollen deren jeweils spezifischen Umgang mit ihrem Material näher beleuchten.